WA090 Tödlicher Irrtum

Nach Die Söhne der großen Bärin gibt Christian dem Gojko-Mitic-DEFA-Western noch eine Chance. Haben wir mit dem Film – der immerhin ein Hörer-Tipp ist – etwa selbst einen gravierenden Fehler begangen? Zufrieden sind wir mit dem Gesamtpaket nicht. Zu viele Stolpersteine liegen im Wege des durchaus sehenswert besetzten DEFA-Western (u. a. Armin Müller-Stahl und Rolf Hoppe). Hilfssheriff Max lässt zunächst nicht alle Hoffnung fahren und sucht sich wenigstens einzelne positive Lichtblicke. Aber der gnadenlose Gunslinger Christian hat jede Menge Kritik im Revolver.

#oWEstern? #oWEstern! Das heißt, dass sich eine Gruppe deutschsprachiger Filmpodcasts auf ihre Pferde geschwungen hat und zum Osterfest in die Welt der Western geritten ist. Alle #oWEstern-Teilnehmer findet ihr in dieser letterboxd-Liste.

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Max Roth
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Christian Höntzsch

Kommentare

  1. Ich habe mir gestern VANISHING POINT angeguckt, der zählt ja auch fast als halber Western 😉 Das wäre sicher auf für eure Sendung mal was …

  2. Ich mag den sehr, ein richtiger Lieblingsfilm. Den müsste Max auch mal auf die große Leinwand ins Kino bringen! Für den Podcast vorgemerkt 😉

  3. Ohje, ich hoffe, Ihr habt bei meiner Filmempfehlung nicht zu sehr gelitten. Der Film ist klar kindheitserinnerungsvertrübt. Eure Besprechung war aber hoch amüsant. Da die Söhne der Großen Bärin und Tödlicher Irrtum schon repräsentativ für DEFA Indianerfilme sind und alle diese Streifen heute keine euphorischen Kritiken mehr bekommen, stellt sich die Frage, wieso die Filme in der DDR der Hype waren. Solltet Ihr jemals wieder einen Ost-Western wagen, wäre „Sing, Cowboy, sing“ vielleicht etwas. Aber den würdet Ihr wohl nicht bis zum Ende durchhalten.

    Ansonsten eine Ost-bezogene Wiederaufführungsempfehlung wären die Olsenbandefilme. Wenn Ihr die aber kritisiert, müsstet Ihr mit Sturmangriffen rechnen.

    1. Das größte Vergnügen war es nicht, das wird ja beim Hören sicher klar. 🙂 Ich glaube auch, dass es Christian mit dem Film schlimmer ergangen ist als mir. Ich will ja weiterhin noch das Doppel „Spur des Falken“ + „Weiße Wölfe“ (irgendwann) mal im Podcast unterbringen. „Sing, Cowboy, Sing“ ist doch der mit Dean Reed, oder!? Ich glaube, der Herausforderung, den Film bis zum Ende zu schauen, stellen wir uns sicherlich (irgendwann).

      Bei den Olsenbandefilmen habe ich grundsätzlich auch Interesse. Allerdings – wenn ich das richtig mitbekommen hatte – gibt es die ja nicht als OmU, sondern auf den deutschen Discs lediglich OV. Wobei die ja auch gerade durch die Synchro „aufblühen“, da sind auch bei mir einige Kindheitserinnerungen dran.

  4. Ok, also ich habe nachgedacht. Ihr habt mit allem Recht. Meine These für den Erfolg: Die Kinoleinwand war für DDR-Bürger eine der wenigen Möglichkeiten, ferne Landschaften auf mehr als Postkartenniveaus zu sehen. Da nimmt man halt, was kommt. In der DDR kamen amerikanische Western auf Kinogroßleinwand nicht vor. Gezeigt wurden einige Spaghettiwestern und die Winnetoufilme. Es gab im Gegensatz zum Westen eine notorische Untervorsorgung mit Großleinwandwesternaktion. Die DEFA Indianerfilme muss man sich wohl als eine Art Asylum-Produktion vorstellen, welche die notleidende DDR-Bevölkerung wenigstens notdürftig mit Stoff versorgen sollte. Immerhin schmeckt dem Hungrigen eine einfache Suppe besser als ein Steak dem Satten. Außerdem stand hinter den Filmen eine ganze Staats-PR-Maschinerie.

    1. Hm, interessant. Kennst du zufällig (verlässliche) Anlaufstellen, die auflisten, welche Filme so in der DDR liefen? Ich wäre beispielsweise gar nicht sooooo sicher, ob nicht doch ein paar US-Western den Weg in die DDR-Kinos gefunden haben.

      Und beim Asylum-Vergleich ziehe ich jetzt doch mal die Augenbrauen ganz hoch, da ich von Asylum sehr, sehr wenig halte. Dort wird meiner Meinung nach wirklich ausschließlich auf maximalen Gewinn bei minimalem Aufwand geschielt. Da scheint mir der Anspruch der DEFA-Indianerfilme durchaus höher.

  5. Ja, den Asylumvergleich nehme ich zurück 😉

    Ihr habt euch gefragt, wieso die Indianerfilme gegenüber früheren, anspruchsvolleren DEFA Filmen so abstinken. Die DDR Bürger waren ja einer durchgehenden Dauerbelehrung- und Schulung unterworfen. Kino, Fernsehen, Bücher, Theater, Freizeit mussten immer pädagogisch Wertvoll im Sinne des Sozialismus sein. Aus diesem Muster brechen die DEFA Indianerfilme aus und wirkten vielleicht entlastend. Und das gerade weil der antikapitalistische Zeigefinger so plump gesetzt wurde, was Ihr ja kritisiert habt. Der zeigefinger musste halt überall mit rein, aber eigentlich scheinen mir die Indianerfilme einfach nur kind- und jugendgerechte Unterhaltung bieten zu wollen. Dass einige Szenen dann doch brutaler wirken liegt nur daran, dass wir Ossis genetisch härter drauf sind ;P

    US Western gab es wohl kaum. Der Filmdienst schreibt: „Um Karl-May-Filme zu sehen, mußten Indianerfreunde aus der DDR nach Warschau, Prag oder Budapest fahren, US- oder Italo-Western kamen nur ganz vereinzelt in die Kinos der DDR. So wurde erst 1965, im selben Jahr, als die DEFA Indianerfilmproduktion begann, Zinnemanns „High Noon“ in der DDR gezeigt – mit 12 Jahren Verspätung. Western von Anthony Mann, Delmer Daves oder Howard Hawks gelangten nie in die Kinos der DDR.“

    (http://www.defa-stiftung.de/docs/attachments/0f4e43ca-eb36-4312-973b-3c3aaa3b3247/Gemeinsames-oder-Trennendes-Deutsche-Unterhaltungsfilme-aus-Ost-und-West-im-Verg.pdf)

  6. Technische Anmerkung: Gerade bemerkt, dass nicht nur die Veröffentlichungsdaten der einzelnen Podcast-Folgen verschwunden sind, sondern auch die Erscheinungsdaten der Filme selbst fehlen in der neuen Websiteversion. Ein wenig schade, weil so war es immer sehr schön und bequem auch gleich das jeweilige Erscheinungsdatum zum besprochenen Film bei der Hand zu haben.

    Es ist schön zu hören mit welcher Begeisterung ihr damals vor 8 Jahren über Filme gesprochen habt, welche Dinge damals demnächst im li.wu. liefen und generell das Ereignis des #oWEstern.

    Weil man ja einen Western beitragen soll, ich gebe hier Fritz Langs „Überfall der Ogalalla“ von 1941 hinzu. Fritz Langs Stummfilme wie „Der müde Tod“, „Dr. Mabuse 1 + 2“, „Metropolis“ oder „Die Nibelungen“ kennt jeder, der sich ein klein wenig mehr als der Durchschnitt mit dem Medium Film auseinandersetzt, aber was hat Herr Lang in seinem Spätwerk so getrieben?

    Über Fritz Langs Spätwerk weiß ich überhaupt nichts, weshalb ich mir zu dessen Entdeckung so 7-10 Filme daraus besorgt habe, darunter die letzten beiden Dr. Mabuse-Filme, seine Neuverfilmung des Zweiteilers „Der Tiger von Eschnapur“ bzw. „Das indische Grabmal“, und eben auch noch „Blinde Wut“, „Überfall der Ogalalla“, „Menschenjagd“ und „Heißes Eisen“, eine gute bunte Mischung quer durch verschiedene Genres.

    Ich habe „Überfall der Ogalalla“ von 1941 von Fritz Lang bereits vor einem halben Jahr gesehen, doch aktive Erinnerungen an die einzelnen Handlungspunkte habe ich nicht mehr. Generell weiß ich noch, dass es ein ganz durchschnittlicher passabler Western gewesen ist und dass die im deutschen Titel erwähnten Ogalalla eine bei weitem kleinere Rolle spielen, als es die deutsche Fassung mit dieser Benennung zunächst suggeriert. Der englische Titel „Western Union“ trifft da den Kern dieses Films schon sehr viel besser.

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