Der Film selbst kann mit gut aufgelegten Schauspielern aufwarten. Vom charismatischen Tony Curtis über einen locker aufspielenden Arthur Kennedy, welcher jede Menge flotter Sprüche ins Drehbuch geschrieben bekam bis hin zum schmierig-zwielichtigen Peter van Eyck. Die Geschichte ist überaus klischeebeladen: Der kleine Ganove Ben (Curtis) hat genug vom Betrügen beim Kartenspiel auf Dampfern. Genau da geschieht ein Mord und er gerät ins Visier der aufgebrachten Menge. Statt rosiger Zukunft mit einer Frau – die Angebetete ist die Startänzerin des örtlichen Saloons – geht es unter falscher Identität gen Wilden Westen, wo das Geld ehrlich erarbeitet wird. Als es dann wieder in die Arme der Geliebten gehen soll, trifft Ben auf Rick (Kennedy), der es zunächst nur aufs Geld abgesehen hat, aber schnell merkt, dass Freundschaft mindestens genauso wichtig ist. Und so weiter und so fort… Da können auch die teils großartigen Technicolor-Aufnahmen nicht die Schwächen überdecken. Ein typischer „Gerechtigkeit siegt immer, Verbrechen lohnt sich nicht und ehrlich währt am längsten“-Vertreter. Doch das Hauptaugenmerk soll auf der Veröffentlichung liegen.
Die Beiträge der Western Legenden erscheinen seit der ersten Ausgabe als Mediabooks, lediglich bei Neuauflagen wird auf die gängigen Amarays gesetzt. Wie es der Name schon sagt, gibt es auch ein „Buch“. In der Regel findet sich dabei ein Text von Hank Schraudolph, so auch hier – überschrieben mit „Die Vorturner von Butch Cassidy und Terence Hill. ‚The Rawhide Years‘ erklärt uns, was das Beste außer Geld ist“. Schraudolph kann der Geschichte einiges an positiven Aspekten abgewinnen, verweist unter anderem auf eine „gewisse charakterliche Sperrigkeit“, welche die Akteure vom Einheitsbrei unterscheidet. Auch der mit Kennedys Harper aufkommende „ganz eigene Schwung“ bleibt nicht unentdeckt. In der zweiten Hälfte des Textes kommt es eher zum „name dropping“, wobei man sich die meisten Informationen – also welcher Schauspieler mit welchen Regisseuren drehte und welchen Schauspielern arbeitete – auch mit wenigen Klicks im Internet besorgen kann. Viel interessanter ist da schon Schraudolphs abschließende These, dass die Szene des „Fluss-Sprungs“ durchaus als Vorläufer zu Butch Cassidy and the Sundance Kid gesehen werden kann, sowie das Zusammenspiel Curtis/Kennedy als Vorläufer für Buddy-Filme à le Spencer/Hill gesehen werden kann. Hier liegt die Stärke des informativ-kurzen Textes. Das „Büchlein“ wird mit Szenenfotos und deutscher Kinowerbung schmackhaft abgerundet.
Der Film selbst liegt mit deutscher Synchronisation und dem Originalton vor. Bedauerlicherweise – wie schon häufig in den Western Legenden – finden sich auch diesmal keinerlei Untertitel. Ausgenommen sind die Briefeinblendungen, die bei Anwahl des deutschen Tons übersetzt werden. Die Synchronisation ist durchaus professionell und verpasst den Schauspielern ordentliche, wenn auch logischerweise vom Original abweichende Stimmen. Irritierenderweise sind die Disc-Menüs fast gänzlich in Schwarz-Weiß gehalten, obwohl der Film ja in Technicolor vorliegt. Die Vorlage scheint sich auch in gutem Zustand befunden zu haben. Nur selten gibt es Verunreinigungen zu sehen, die Farben sind entsprechend kräftig.
In Sachen Extras kommt auch Edition Nummer 27 kaum über das Standardpaket hinaus. Neben dem bereits erwähnten Text von Hank Schraudolph lassen sich auf der DVD selbst noch der Originaltrailer in angemessener Qualität sowie eine Bildergalerie finden. Auch wenn die Filmmusik etwas uninspiriert über die Galerie gelegt worden ist, kann das zu sehende Material doch überzeugen. Filmplakate aus aller Herren Länder werden präsentiert – kurioserweise auch Plakate u. a. zu „Jubal“ und „Fury at Showdown“ – sowie jede Menge deutscher Aushangfotos. Für Nostalgiker ohnehin einen Blick wert, eröffnen solche Galerien auch immer ein Stück weit Vergangenheit, als Filmwerbung nicht nur durch ein Photoshop-Plakat stattfand, sondern neben gezeichneten Plakaten noch mit jeder Menge Print-Produkten gemacht worden ist.
Auch wenn der Film keine ganz große Nummer ist, bleibt festzuhalten, dass man sich insgesamt über die gleichbleibend gute Qualität der Veröffentlichung in der Western-Legenden-Reihe freuen darf. Auch ohne Untertitel oder „große“ Extras wie einen Audiokommentar, ein Blick zurück auf die Produktion oder ein Interview.