Nachdem wir in der letzten Folge einen Film besprochen haben, der in der DDR verboten worden war, nehmen wir uns dieses Mal einen Film aus dem Jahre 1965 vor, der frei aufgeführt worden ist: „König Drosselbart“, eines von vielen der Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm. Wir schwärmen über die beiden Hauptdarsteller Karin Ugowski und Manfred Krug, diskutieren über ORWO-Color und graue Wände, echten Studioton und sinnieren ein wenig darüber, ob Märchenfilme reine Kinderfilme sind.
Der Film im Netz: OFDb*
Im Intro gibt es eine kurze Besprechung eines aktuellen Films, denn wir haben beide „The Revenant – Der Rückkehrer“ gesehen. Zudem greifen wir ganz lose die Frage nach dem Stand des deutschen Genre-Kinos auf. Ausgangspunkt für das Thema ist übrigens die hörenswerte Second Unit-Folge zu „Der Bunker“.
Das Problem mit deutschem Kino ist für mich: Es gibt doch eh schon ein großes Filmangebot an internationalen Produktionen die meine lange lange Watchlist füllen und die ich nie alle sehen werde. Warum sollte ich dann ausgerechnet auch noch nach deutschem Film Ausschau halten? Wenn etwas so heraussticht wie Victoria – dann natürlich. Aber ansonsten ist das für mich echt schwierig. Der Bunker interessiert mich allerdings in der Tat auch, nachdem da jetzt ein wenig darüber auf Twitter geredet wurde. Ich könnte in diese Woche hier an einem Tag in Nürnberg im Kino sehen … mal gucken!
Ahoi!
„Warum sollte ich dann ausgerechnet auch noch nach deutschem Film Ausschau halten?“
Bezogen auf aktuelle Filme: Ich persönlich habe den Eindruck, dass es eben auch bei uns jede Menge zu entdecken gibt. Und mich haben gerade letztes Jahr die „großen“ US-Filme meist nicht überzeugen können bzw. ich fand sie teilweise auch schwach. (Victoria habe ich übrigens auch [noch] nicht gesehen.)
Bezogen auf „ältere“ Filme: Ich habe Interesse daran, was quasi „bei mir“ so los war. Und auch ich bin mit jeder Menge Vorurteilen in unseren Podcast gegangen, was „deutsche“ Filme angeht. Die VOrurteile haben sich punktuell bestätigt, aber immer wieder bin ich auch enorm überrascht, was so alles an tollen Filmen in Deutschland entstanden ist. Am stärksten beeindruckt bin ich noch immer von Wolfgang Staudtes LEUCHTFEUER, da wiederhole ich mich gern. 🙂
Den Bunker werden wir wohl in der kommenden Ausgabe besprechen. Mal schauen, es wird wohl zwei entgegengesetzte Meinungen geben. 😀
Ach ja und noch zu Patreon: Der „Bonusscheiss“ interessiert mich persönlich da überhaupt nicht und ich erwarte auch nichts in dieser Art. Ich finde einfach nur den Grundgedanken super, dass man auf einer Plattform sehr einfach mehrere Formate unterstützen kann.
Klare Ansage! Hier ist der Link: https://www.patreon.com/wiederauffuehrung 😉
Gerade habe ich euren wieder einmal sehr unterhaltsamen Podcast gehört und ich musste dabei unweigerlich an „Valerie a týden divů“ (Valerie – Eine Woche voller Wunder, 1970) von Jaromil Jires denken.
Einerseits, weil es sich auch um ein Märchen handelt, wenngleich eher eines für Erwachsene. Andererseits, weil Valerie gut in den Kontext Verbot und Zensur in der DDR bzw. hier in der CSSR passt. Und außerdem natürlich weil Jires einen wirklich bezaubernden Film auf Zelluloid gebannt hat, der es allemal verdient hätte, von euch diskutiert zu werden. Die Geschichte des Mädchens Valerie, das gerade dabei ist, der Kindheit zu entwachsen und sich dabei verschiedensten Einflüssen, Verführungen und Bedrohungen ausgesetzt sieht, wird im Märchengewand dermaßen deutungsfreudig, dass man den Film tatsächlich auf die unterschiedlichsten Themen beziehen, und entsprechend anders verstehen kann. Ein weiterer Wunschtitel für eine Wiederaufführung…
Ansonsten liebe Grüße und: macht weiter so!
Gruß
Kitosch
„Das singende klingende Bäumchen“ ist ein ähnlich artifizielles und reduziertes DEFA-Märchen.
Der ist auch in der Blu-ray-box, die bei mir steht. Über den werde ich also bei Gelegenheit auch mal stolpern. Da bin ich auch gespannt. Vor ein paar Tagen habe ich nun erstmalig Das Kalte Herz geschaut, der ist auch äußerst sehenswert.
Bei Kindern war der Film ein Hit. Ich glaube, der lief auch jedes Jahr bis weit in die 90er und vermutlich auch heute noch. Als Kind spielte ich mit Peter im Sandkasten und der wollte unbedingt nach Hause, weil dieser Film kam und ich musste ihn gewaltsam mit der Schippe zum Dableiben zwingen.
Zur Kulisse. So wurde DDR-Kindern im Spielwarenladen gesagt, sähe eine Westernstadt aus: http://i.ebayimg.com/00/s/ODU4WDE2MDA=/z/VC8AAOSwAYtWPMcO/$_1.JPG
Insofern konnten die Ost-Bürger die Filmkulissen nur als realistische Darstellung wahrnehmen. Denn US-Westernstädte waren kapitalistisch- imperialistische Schönfärberei der Geschichte 😉