Ganz im Sinne der rechtlichen Dreifaltigkeit von Richter, Geschworenen und Henker haben Christina, Max und Christian sich in die Hände der Justiz begeben. Auf der Anklagebank: Billy Wilder mit Charles Laughton, Tyrone Power und Marlene Dietrich. Auf Seiten der Verteidigung: Agatha Christie. Und im Kreuzverhör: „Zeugin der Anklage“. Das Urteil fällt einstimmig aus. Wie genau? Dazu müsst ihr die Folge schon hören. Wir wünschen viel Spaß!
Der Film im Netz: OFDb* | moviepilot | IMDb
Der Run von Wiederauführungen über Filme, die ich kenne, geht weiter! \o/
Ich finde sehr schön, wie Wilder das Thema des doppelten Spiels hier etabliert, um dir so die Möglichkeit zu geben, schon zu erahnen, dass noch mehr an der ganzen Geschichte dran ist, als man zuerst sieht. Das habt ihr auch schön erarbeitet, aber ich habe noch zwei Ergänzungen: Sir Wilfried tut anfangs ja nur so, als wäre er an dem Fall interessiert, weil er eine Zigarre schnorren will. Und besonders schön finde ich: Obwohl Leonard Vole den Wahrheitstest von Wilfried besteht, bekommen wir einen Hinweis, dass er schuldig ist – er schwitzt sehr stark, was ein klassisches Symbol für Schuld ist.
Was haltet ihr von dem Treppenlift? Wir haben den Film auch schon mal besprochen und konnten uns keinen richtigen Reim darauf machen. Klar, rein visuell dient er dazu, das Bild in dem dialogischen Film aufzulockern. Aber hat er auch irgendeine erzählerische Funktion, die uns entgangen ist? Denn, es ist ja schon ein ziemlich ungewöhnliches Assessoire für einen Film aus den 50ern …
Der Treppenlift hat uns bei der Sichtung köstlich amüsiert. Für mich ist er auch ein klares Zeichen der vorrauseilenden Fürsorge der Mitarbeiter von Sir Wilfried, die ihn schwächer machen, als er sich fühlt. Als Experte für dramatische Momente erkennt er aber auch schnell die Möglichkeit des wirksamen Auftritts. Auch der Annehmlichkeit mag er sich letztlich nicht entziehen. So wird am Prozedere rund um diesen Treppenlift schon früh sichtbar, wie gut Sir Wilfried sich auf Unerwartetes einstellen kann und sich dabei einen Vorteil verschafft.
Entweder liegt es an Billy Wilder und seine Herangehensweise am Filmemachen oder an eurer Fähigkeit einen für gewisse Titel zu begeistern, aber genauso wie „Eins, zwei, drei“ klingt „Zeugin der Anklage“ ganz nach so einem Film, den ich mir auch mal ansehen muss!
Ich habe bislang immer noch keinen seiner Filme gesehen, aber nach allem was ihr bislang so erzählt habt scheint er in seiner Art Humor einzusetzen wohl vermutlich James Whale nahe zu kommen.
Falls ich darf möchte ich hier jetzt noch eine zweite Nachricht schreiben. Seit meinem letzten Kommentar zu dieser Folgenbesprechung ist ein knappes Jahr vergangen. Seither habe ich zwei Billy Wilder-Filme gesehen („Eins, Zwei, Drei“ und „Ich küsse Ihre Hand, Madame“) und heute gerade vorhin meinen dritten Film „Zeugin der Anklage“. Nach dem Film habe ich daher jetzt noch einmal eure Folgenbesprechung wieder gehört.
Von dem ersten Mal Anhören im vorletzten August hatte ich so gut wie nichts mehr im Kopf und das was noch da war, war zudem eine falsche (!) Erinnerung. Denn ich dachte mich erinnern zu können, dass mir der von euch vermittelte Filminhalt sehr gut gefallen hatte und auch, dass ihr sagtet der Film sei offen, man würde gar nicht erfahren, ob er es jetzt getan hatte oder nicht. Das war meine Ausgangslage bevor ich heute den Film tatsächlich gesehen habe, natürlich eine sehr glückliche für die große Überraschung am Ende des Streifens.
Ich habe ihn heute angesehen, weil mir die Laune nach irgendwas aus den 60ern war (ja ich habe hinterher ebenfalls bemerkt, dass er sogar von 1957 ist) und diesen Film immer noch nicht gesehen hatte. Anfangs hatte ich ein wenig Sorge, ob er nicht doch vielleicht ein wenig langweilig sein könnte (wegen „Gerichtsfilm“ und so), doch diese zerstreute sich sofort nach Start, als wir den Anwalt in seinem Büro kennenlernen und seinem Kleinkrieg gegen die Krankenschwester. Dieser Film schafft es wirklich exzellent seine Figuren einzuführen und vorzustellen mit denen man emotional und interessenbedingt folgen soll und deshalb sind später auch die Gerichtsszenen spannend und kein Problem, weil die handelnden Figuren zuvor gut genug vorgestellt worden sind (eine Kunst die heutige Filme gar nicht mehr auf die Reihe bringen).
Vom Ton her musste ich wirklich manchmal an „Eins, Zwei, Drei“ denken, dieser gefällt mir sehr gut und definitiv ein Ansporn dazu weitere Billy Wilder-Filme zu entdecken! Meine damalige Vermutung mit einem Vergleich zu James Whale schien ebenfalls zutreffend zu sein.
Achja und weil ihr am Ende kurz Filme erwähnt habt, die ihr uninformiert geschaut habt ohne Vorinformationen oder Trailer etc. das letzte Mal wo ich das gemacht habe, hatte ich einen gewaltigen Griff ins Klo und das war Star Wars VII. Voller Vorfreude war ich ins Kino gegangen und enttäuscht und gebrochen wieder herausgekommen… hätte ich mich vorher über den Film informiert wäre diese negative Welle für mich vielleicht nicht gar so hart gewesen.
Alles in allem würde ich „Zeugin der Anklage“ in meinem Billy Wilder-Ranking aktuell auf Platz 2 setzen, nach „Eins, Zwei, Drei“ und vor „Ich küsse Ihre Hand, Madame“.