WA114 Sissi

Das schmerzhafte Erwachsenwerden der Elisabeth Amalie Eugenie. Man nannte sie auch Sisi und nur in diesem Schmachtfetzen auch mit Doppel-s. Wir schmunzeln an den falschen Stellen und sprechen über Themen, die in der Inszenierung mühevoll ausgeblendet werden. Zwischenzeitlich drohen wir auch mit einer Debatte über Monarchie und andere Staatsformen, bevor wir uns wieder auf die zahlreichen Oberflächenreize besinnen.

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Max Roth
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Christian Höntzsch

Kommentare

  1. Ich bin erst seit kurzem Hörer des Podcasts (dank dem Adventskalender des Spätfilms). Nach drei gehörten Folgen werde ich dabei bleiben. Danke!

    Um so mehr freut es mich, dass ihr Sissi besprochen hat, und auch genau die Aspekte ausarbeitet, die den Film meiner Meinung nach wirklich interessant machen: mit all seinem Heimatfilm-Kitsch und Monarchie-Pomp, sind eben auch noch andere Töne vorhanden.

    Ich glaube auch, dass eure Vermutungen, was die beiden anderen Teile noch liefern können, zumindest teilweise auch diese liefern (um Spoiler zu vermeiden, gehe ich nicht genauer drauf ein). Schaut sie euch am Besten selber an (und wenn dann noch Podcast-Folgen dabei abfallen: um so besser!).

  2. Wir freuen uns sehr, dass du den Weg hierher gefunden hast und neugierig geworden bist. In unserem Archiv schlummern noch viele Highlights: viel Freude beim Entdecken!

    Mal sehen, ob wir uns an die anderen Sissi-Teile noch heranwagen… 😀

  3. Ich kannte bis vor kurzem auch keinen einzigen Film mit Romy Schneider. Auch ich hatte meine Vorurteile gegenüber dieser Schauspielerin, die sich jedoch nach der Sichtung von „Die Dinge des Lebens“ und „Das Mädchen und der Kommissar“ als vollkommen ungerechtfertigt erwiesen haben.

  4. Wieder ein toller Podcast!
    Was mir beim hören jedoch aufgefallen ist, dass ihr den historischen Kontext und das Genre dieses Films völlig ausgeklammert habt, gerade beides sehr wichtige Dinge die so manches von dem erklären, über das ihr euch u.a. in der Besprechung gewundert habt wie die so inszenierte „Monarchiebegeisterung“, fehlende Tiefe, viel glattgebügeltes Spiel und ganz viel „Rehe streicheln“.

    Genauso wie „Maria Theresia“ von 1951 ist „Sissi“ ein „Heimatfilm mit Kaiserkrone“ mit ganz starker Betonung auf „Heimatfilm“. Wir befinden uns gerade erst in der Anfangszeit des Nachkriegsfilms und der Blütezeit des Heimatfilms. Der Krieg ist erst zehn Jahre her und dessen Trauma in der österreichischen Bevölkerung immer noch präsent. Gerade das Zerschlagen der ersten österreichischen Republik, das Aufgehen im Deutschen Reich, gegen Kriegsende der Widerstandskampf österreichischer Partisanen gegen die deutsche Obrigkeit (und deren österreichische Kollaborateure) und die daraus resultierende, von den Alliierten genehmigte zweite Republiksgründung haben die österreichische Identität an sich erst erschaffen. Diese junge Identität war kriegsmüde, harmoniebedürftig und auf der näheren Suche nach sich selbst und orientierte sich dabei u.a. an der eigenen monarchischen Vergangenheit. Ich denke die bis heute andauernde spezielle österreichische Begeisterung für die eigene monarchische Geschichte war auch erst ab 1945 geboren worden. Ein zerstörter kleiner Staat, der inmitten seiner Trümmer sitzt und zurückblickt in die „gute alte Zeit“, als Österreich groß gewesen war. Schneidige Offiziere, die auf der Wiener Ringstraße Frauen in langen eleganten Kleidern grüßen, melancholische Autoren, die in Wiener Kaffeehäusern an ihrem nächsten Roman sitzen, der Heurigensänger, der bei einem Glaserl Wein seine Wienerlieder schmettert und natürlich der herrliche Walzertanz zu Johann Strauss‘ Melodie „An der schönen blauen Donau“. Und über all dem das kulturpolitisch überhöhte und verherrlichte Erzhaus Habsburg als Träger der Kaiserkrone und „Vater“ der vielen verschiedenen Völker der Monarchie.

    All diese Komponenten zusammen „mussten“ praktisch solch einen Film wie „Sissi“ am Ende herausbringen und genau das ist ja auch geschehen, ein heile-Welt-Heimatfilm, der die eigene monarchische Vergangenheit zelebriert und die Sissi-Trilogie ist ja bei weitem nicht der einzige Film diesen Typs, es gab auch genug andere wie eben „Maria Theresia“ von 1951 oder „Der Kongreß tanzt“ (Die öst. Neuverfilmung von 1955, nicht die von euch besprochene deutsche Version aus den 30ern), „Kaisermanöver“ (1954), „Opernball“ (1956), oder „Kronprinz Rudolfs letzte Liebe“ (1956).

    1955 war auch insofern ein sehr sehr wichtiges Jahr für Österreich, da hier der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet wurde, der die alliierte Besatzungszeit beendete und die volle österreichische Souveränität wiederherstellte.

    1. So bin ich in meinem Wiederaufführungsmarathon schließlich wieder bei dieser Folge zu „Sissi“ angekommen (Ich denke das hier war mein zweites Kommentar insgesamt auf der Website vor Marathonstart ?). Meine wesentlichen Gedanken zu eurer Folge und allgemein zu diesem Film habe ich ja schon letztes Jahr dargelegt, aber immer noch köstlich eure immense Verwirrung herauszuhören wie dieser Film einzuordnen ist. Das seichte Level erklärt sich eben dadurch, dass es ein Heimatfilm ist, aber jetzt wo ich so darüber nachdenke glaube ich, dass „Heimatfilm“ bislang ein Genre ist, dass ihr in über 100 Folgen Wiederaufführung bislang noch nicht einmal am Rande erwähnt habt, obwohl gerade dieses Genre in Deutschland und Österreich einen so immensen Höhenflug erlebte, eine interessante Entdeckung. Ich möchte hier bloß an „Schwarzwaldmädel“ oder „Im weißen Rößl“ (1960) mit Peter Alexander erinnern.

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