In Ausgabe 105 beschäftigen wir uns mit der DDR-Tschechoslowakei-Ko-Produktion – an der auch das Fernsehen der DDR beteiligt war und wo der Film kurz vor Weihnachten 1974 seine Erstaufführung erfuhr – Jakob der Lügner von Frank Beyer. Wir erinnern uns noch an dessen große Kino-Bilder bei Spur der Steine. Doch in Jakob werden wir in karge Umgebungen und eine trostlose, hoffnungslose Welt geworfen. Hörbar bewegt durch Schauspiel und Inszenierung machen wir uns unsere Gedanken zu dem Film.
„Opfergang“ IST in der Tat ein formal bestechender, inszenatorisch brillanter Film – den man unbedingt gemeinsam mit dem freien, großartig mit Udo Kier und Helge Schneider besetzten Remake „Mutters Maske“ gucken sollte. Inhaltlich ist der Film – auch wenn Goebbels ihn hasste – im historischen Kontext betrachtet wahrlich nicht unbedenklich…
Ja, der Film hat Qualität. Aber die bringen mich nun nicht dazu, dass ich mit deren Erwähnung Harlan eine Ehre antun möchte (wie Dominik Graf, den ich schätze, sich ausdrückt); denn angesichts des Dienstes, in welchem die Form steht, ist mir Harlan (wie die Riefenstahl, die auch formal hochwertiges fabriziert hat) ziemlich zuwider… (Das macht den Film natürlich faszinierend, weil anziehend & abstoßend zugleich… allein deshalb ist das schon ein sehr erotisches Filmerlebnis.)
Etwas überrascht hat mich die Aufmachung der angesprochenen DVD: Da kümmert sich die Murnau-Stiftung bei den plumpen, gut durchschaubaren Vorbehaltsfilmen so schön darum, dass die Vorführungen kritisch kommentiert werden. Und dann wird ein perfideres, weniger durchschaubares Werk wie dieses eher mit Relativierungs- & Rehabilitierungsbemühungen ausgestattet. Da hätte ich mir noch einen weiteren Booklet-Text gewünscht… etwa von Karsten Witte, der einmal einen schönen Vergleich zwischen „Opfergang“ und „Große Freiheit Nummer 7“ angestellt hat.
Der Interviewfilm „Wandersplitter“ mit Harlans Sohn Thomas Harlan wäre übrigens auch eine empfehlenswerte Ergänzung, weil Thomas Harlan dort viel über seine Haltung zum Vater verrät – und über dessen Haltung zum eigenen Lebenswerk.
Zumindest freue ich mich auf die „Opfergang“-Folge; dürfte ein interessantes Gespräch werden…
Wie immer ein sehr interessanter Podcast!
Die Unterscheidung zwischen Schmugglern und Bilderstürmern ist laut Martin Scorsese (Quelle: Cahiers du cinéma, Heft 492) ein Gedanke von Michael Henry Wilson (schrieb u.a. am Drehbuch zu „A Personal Journey with Martin Scorsese Through American Movies“ mit).
Post scriptum:
Die Besprechung eines Andrzej-Wajda-Films würde ich sehr begrüßen 🙂
Mein bisheriger Lieblingsfilm von Wajda ist „Die unschuldigen Zauberer“, ein wunderbarer Film mit grandioser Jazzmusik.