Wir haben es uns mal wieder im Kinosessel gemütlich gemacht, den Mark und die Carli als extra Stimm(ung)en vors Mikrofon geholt und uns Steven Spielbergs Der Weiße Hai auf der großen Leinwand gegönnt. Dabei tauschen wir uns intensiv darüber aus, weswegen wir größtenteils einfach nur angetan sind.
Der Film im Netz: OFDb* | moviepilot | IMDb
Hey, endlich habt ihr mal wieder einen Film gesehen, den so ein ungebildeter Klotz wie ich auch schon gesehen hat … 😉 Die Folge hat mir sehr gut gefallen, ihr habt mal wieder wunderbar seziert, wie Spielberg seinen Film inszeniert. Ich persönlich finde den Spannungsaufbau von Jaws phänomenal – gut, das ist jetzt eine Binsenweisheit.^^ Ich finde allerdings, dass Spielberg das dann noch einmal in Jurassic Park getoppt hat: Die T-Rex-Szene gehört zu dem Besten, was er je gemacht hat.
Was haltet ihr insgesamt von Spielberg? Ich bin mir immer etwas unsicher. Dass er ein ganz großer seines Faches ist, steht wohl außer Frage. Aber manchmal habe ich auch das Gefühl das er leider „nur“ perfekte Filme macht, wenn ihr versteht, was ich meine. Sodass das letzte bisschen, das Out-Of-The-Box-Element fehlt … Wie seht ihr das?
Gilt das noch, mit den Filmvorschlägen? Falls ja, dann wünsche ich mir Raging Bull für die 50. Den habe ich kürzlich gesehen und könnte eine Fachmeinung sehr gut gebrauchen!
Schön, dass dir die Runde gefallen hat. Wir hatten auch großen Spaß, trotz fortgeschrittener Uhrzeit (es ging bis 4 Uhr morgens).
Ich hoffe nicht, dass wir mit unserer Filmauswahl irgendwie elitär rüberkommen. Das Gegenteil ist unser Vorhaben: mutig, ohne Berührungsängste und mit einem guten Schuss stolz zur Schau getragener Unbekümmertheit wollen wir jeden Winkel der Kinogeschichte entdecken. Meistens kennen wir die Filme vorab nicht und suchen uns oft ganz gezielt unsere „Bildungslücken“ heraus. Wir sehen das ganze als film-archäologisches Abenteuer mit offenem Ausgang.
Deswegen schrecke ich hier im Podcast vor manchem, von mir heiß geliebten, Klassiker zurück – zu groß meine Sorge, dass wir auf ausgetretenen Pfaden irgendwelches Trivia wiederkäuen. Aber zugegeben, manchmal erreicht das Filmgespräch dann natürlich einen besonders guten Tiefgang, wenn der Film bereits oft gesichtet wurde. Vor allem wenn die berühmten Klassiker nicht ohne Grund noch heute den Kinogängern bekannt sind, so wie es bei „Der Weisse Hai“ defintiv der Fall ist.
Steven Spielberg ist unheimlich vielseitig. Schon beeindruckend wie dieser Mann im Jahr 1993 nicht nur „Schindler´s Liste“ sondern auch „Jurassic Park“ gedreht hat. Im populären Kino kenne ich keinen zweiten der eine solche Gratwanderung derart erfolgreich hinbekommen hat.
Ich persönlich liebe seine frühen Werke wie „The Sugarland Express“ und „Close Encounters of the Third Kind“ – die haben auch ordentliche Ecken und Kanten. Widersprüchliche Charaktere, aufwühlende Konflikte. Der alles andere als perfekte Film „Empire of the Sun“ mit dem blutjungen Christian Bale war in meiner Jugend eine unvergessliche Seherfahrung für mich. Das Drama, wie der Krieg einem Kind alles entreißt, wird in den Händen von Spielberg eine überbordende Ode an die Hoffnung.
Ich bremse mich an dieser Stelle, aber in Spielbergs Werk entdeckte ich noch viele weitere bemerkenswerte, enttäuschende oder völlig überraschende Filme.
Die Abstimmung, welchen Film wir in unserer 50. Ausgabe besprechen werden, gilt selbstverständlich noch. Sie ist nun auch an prominenter Stelle in der Seitenleiste einsehbar. Ich war so frei deinen schönen Vorschlag gleich mit aufzunehmen. Deine lauwarme Erstsichtung, die du auf Letterboxd beschrieben hast, braucht ein Gegengewicht 😉
„Ich hoffe nicht, dass wir mit unserer Filmauswahl irgendwie elitär rüberkommen“
Nein, nein, nein! Ich finde das toll. Nur kann ich euch keinen Kommentar hinterlassen, wenn ich den Film nicht kenne oder die Sichtung schon lange zurückliegt, aber ich höre das sehr gerne.
Ahoi Daniel!
Doch, auch bei nicht gesehenen Filmen bzw. lange zurückliegenden Sichtungen kannst du gerne was schreiben. Z. B. ob du Lust bekommen hast, mal nach einem entsprechenden Film Ausschau zu halten oder was bei einer früheren Sichtung so noch hängen geblieben ist. 😉
Grüße
Max
Spätestens nach dieser Folge bin ich offiziell Wiederaufführungsfanboy 🙂 Eine technische Frage: Die Tonqualität der Episode ist sehr gut. Welche Mikrofone/Aufnahmegeräte/Software verwendet ihr?
Also abgesehen von auphonic.
Die Zutaten für diese Folge:
Aufnahmeort: Kinosaal
Mikros: Headset Beyerdynamic DT 297
AudioDevice: Zoom H6
Recording: iPadMini mit der App „Auria“
Schnittsoftware: Reaper mit Ultraschall
Freut mich sehr, dass sich der Aufwand offenbar lohnt. Dass wir die Headsets erst seit Folge 37 regelmäßig benutzen, kann man im Archiv schmerzlich nachhören. Deswegen wagten wir diese Investition und können uns nun mit weniger nicht mehr zufrieden geben.
Allerdings ist das iPad in dieser Kette nicht zwingend nötig. Ich experimentiere nur gelegentlich damit, in wie weit eine Produktion ohne Desktop bis hin zur Veröffentlichung machbar ist.
Hast du dir auch privat ein H6 geholt Christian? Ich dachte, ich könnte euch nochmal aushelfen ( ;
Grüße,
Hannes
Du warst einfach zu lange viel zu weit weg 😉
Uns macht das Gerät sehr glücklich und unabhängig – hat es sich für deine Videoarbeit auch bewährt?
Super Podcast!
Kurze Anmerkung: Die im Detail besprochene Szene vom Hai Angriff am Strand – als das Kind und der Hund stirbt hat mich vom Aufbau her sehr stark an Die Vögel erinnert. Die schnellen Schnitte aus unterschiedlicher Entfernung auf das Wasser (aus der Sicht von Scheider) gibt es auch in Die Vögel als die Hauptdarstellerin auf dem Boot in Richtung Elternhaus fährt – gleiche Art ein gegenüber befindliches Objekt oder Ort subjektiv als Bedrohung darzustellen.(Die Vertigo Einstellung ist dann auch ein direktes Hitchock Zitat)
Ebenfalls treten dort die Vögel – wie der Hai in Form der Eskalation der Bedrohung auf. Auch auf engem Raum (Boot / eingeschlossen im Haus) – nur naturlich ohne der Psychologischen Metapher der Mutter / Sohn / Femme Fatale sondern direkt der Phallische (bei euch gut genannt Torpedo) und den 3 Machos.
Ebenfalls werden dort auch direkt Kinder bedroht (Schulszene mit dem Kinderspielplatz).
Menschen als solche werden in Die Vögel ähnlich von Grund auf unfähig dargestellt. (Restaurant Szene – der Religiöse Erklärungsversuch durch den Schulde des Menschen an die Natur usw.)
Beiden Filmen geht es in erster Linie um die Bedrohung und nicht um das Monster an sich und die Ausbeutung dieser um in – auch hier gut gennant eher Episoden/Minifilmen – Stress und Eskalation in dem Zuschauer zu erzeugen.
So sehr Revolutionär ist Jaws also keineswegs. Eher eine sehr sehr smarte modernisierung des Kinos.
Viele Grüße von einem ex rostocker aus frankfurt
Danke fürs Lob, und vielen herzlichen Dank für deine Zeilen zu Vögeln und Haien. Macht große Lust, beide Filme wieder zu sehen.
„Der Weiße Hai“… der Film von dem ich (phobiebedingt?) immer (IMMER!) gesagt habe das ist der eine Film den ich mit Garantie niemals sehen werde. Tja und was hab ich gemacht? Vor ein paar Jahren mal wollte es der Zufall, dass er im Fernsehen beim durchzappen mal kam und das genau am Anfang, also habe ich ihn mir angesehen! 😀
Und wisst ihr was für mich persönlich hinterher die schlimmste Szene war? Jene wo eine der Hauptfiguren ganz ruhig am Tisch sitzt und durch ein Fotoalbum mit echten Haiaufnahmen blättert (sowas kann man sich nicht ausdenken haha).
Der Filmhai selbst hat mir nichts gemacht, dafür hat ihm in seiner Erscheinung genau diese hauchdünne Nuance gefehlt, die ein lebendes Tier ausmacht. Ja er hat mich sogar zum lachen gebracht in der Szene wo er im Finale halb auf dem „bigger boat“ liegt und einen Menschen frisst. Doch dessen Geschrei war sowas von derart übertrieben, dass die Szene auf mich nicht schrecklich, sondern albern wirkte. Genauso wie kurz vorher, als die Crew mit ernsten Blicken und noch entschlosseneren Gedanken das Biest per Boot verfolgen und man meinen könnte sie ziehen aus zu einem pathetischen letzten Racheakt… doch nein! Während man das Boot mit diesen ernsten Männern so über das Meer brausen sieht, wird im Hintergrund eine unbeschwerte fröhliche 70er-Jahre-Musik abgedudelt, die einen eher vermuten lässt sie gehen auf ein Klamauk-Picknick und nicht auf eine Leben-und-Tod-Jagd nach einem Menschenfresser.
Alles in allem kann ich jetzt sagen ich habe sogar den einen Film gesehen, den ich nie sehen wollte, das Medium „Film“ ist damit durchgespielt haha.